Und plantsch mit mir im Potpourri
"Nicht die Spiele töten Menschen!"
Marcus Butz
über


Killerspiele



JzL: Herr Butz, Sie gelten als Kenner der Computerspielszene. Welche Art von Spielen bevorzugen Sie denn persönlich?
Maruc Butz: O, dass ist jetzt sehr weit gestreut. Was ich nicht mag, das sind Sportspiele. Sehr gut sind Rollen-spiele, weil sich der eigene Spiel-charakter dort weiterentwickeln kann. „Mass Effect“ möchte ich hier nennen. Ein gelungenes Spiel mit einer tiefgründigen Welt. Man wird völlig hineingezogen. Gleiches gilt auch für „Knights of the old republic“.
Und dann gibt es natürlich noch die „Ego-Shooter“. Zu denen sagt man auch nicht nein.

Die Kategorie der sogenannten „Ego-Shooter“ machte allein 2008 von den 700 Millionen Euro, welche in der Spielbranche umgesetzten wurden, einen Großteil aus. Sind „Ego-Shooter“ beliebt?
Die Zahlen sprechen für sich.

Und rein subjektiv?
Also ich glaube schon, dass jeder sie gerne spielt, der auch sonst generell Computerspiele spielt, oder mit dieser Materie aufgewachsen ist.

Schätzen Sie mal Herr Butz: Wie viel Geld habe Sie schon für „Ego-Shooter“ ausgegeben?
Mit Sicherheit schon annähernd tausend Euro.

Also kann man sagen, dass über-wiegend „Ego-Shooter“ über die heimischen Monitore flimmern.
Könnte man so sagen.

Und es ist ja vor allem diese Art von Spielen, die als „Killerspiele“ bezeichnet werden. Aktuell hat dazu am 5. Juni der Bundesrat einen Aufsehen erregenden Beschluss ge-fasst. So soll sowohl die Herstellung als auch die Verbreitung von „Killer-spielen“ verboten werden. Be-gründet wird dies mit dem wirk-lichkeitsnahen Töten als wesent-lichem Bestandteil in solchen Spielen.
Ich möchte nicht sagen, dass es kom-pletter Blödsinn ist, da sicherlich das gewalttätige Spielen oder das ansehen gewalttätiger Filme das Aggressions-verhalten schult. Doch möchte ich hin zusagen, dass es in erster Linie nicht an Computerspielen liegt, weshalb über solche Gesetze nachgedacht wird. Sondern viel mehr daran, wie Jugendliche überhaupt an reale Waffen kommen. Woher bekommen sie die? Nicht die Spiele töten Menschen!

Das sind jetzt schon die angepran-gerten gesellschaftlichen Probleme. Initiativen wie zu dem aktuellen Ge-setzesvorhaben gab es schon in der Vergangenheit. Wegen massiven Protesten und der schwierigen Um-setzung kam es aber nie zu kon-kreten Gesetzen. Dieses Mal tritt die Politik aber so einig und ent-schlossen auf wie nie zuvor. Woher kommen diese immer gleichen Anläufe?
Das Problem wird an der falschen Wurzel angepackt. Natürlich verbringt eine ganze Generation viel Zeit mit dem simulierten Schießen, Würgen und Verbluten. Aber das ist ja dann auch der Altersstufe angemessen. Es gibt dazu die Unterhaltungssoftware Selbstkontrolle (USK) als Stelle für Alterskennzeichnung von Computer-spielen. Durch Sie wird darauf geachtet, dass Jugendliche nur Spiele in ihrer Altersgruppe kaufen können.

Was Kinder trotzdem nicht vom Spielen solcher „Killerspiele“ fern hält.
Das ist das Problem. Zu einem müsste die Umsetzung vor Ort in den Läden noch stärker verbessert werden. Zum anderen gehört auch die Aufklärung der Eltern dazu, damit Mutter und Vater auch wissen, was sie ihrem Kind denn überhaupt kaufen.

Unterstellen wir jetzt also nicht nur den Jugendlichen sondern auch den Eltern mangelnde Medienkompetenz.
Ja. Ich denke, es gibt genügend Eltern, die überhaupt keinen Wert darauf legen, was ihre Kinder machen, so-lange sie sich selbst beschäftigen. Für Eltern, die sich noch für ihre Kinder interessieren gibt es neuerdings Eltern-Lan-Partys. Da organisieren Politiker eine Party, auf der ähnlich wie es viele Jugendliche auch machen, Computerspiele gespielt werden. So können die Eltern nicht nur das spezielle Gruppengefühl erleben, sie wissen dann auch, was ihr Kind überhaupt spielt...

...zum Beispiel töten und konse-quenzloses Handeln...
Ich denke, man kann eben in der vir-tuellen Welt Sachen machen, die man in der realen Welt nicht macht.

Sie verbringen viel Zeit an ihrem Computer. Was machen Sie denn so wenn dieser ausgeschaltet ist?
In meiner Kaufmannausbildung ist das so gut wie nie der Fall. Aber wenn daheim der Computer aus ist, gehe ich gerne Einkaufen, mit Freunden einen trinken oder ins Kino.

Und interessieren sie sich auch für Politik? Die Piratenpartei zum Bei-spiel vertritt ja stark die Interessen der Computerspielszene.
Von der Piratenpartei halte ich nichts. Deren Aussagen sind kurzsichtig.

Herr Butz, besten Dank für das Interview.

/ mitplantschen



damals, 07/03/09
Da lernt jemand Kaufmann - und dafür muss er am Computer sitzen. Privat sitzt er dann gern am Computer - oder er geht einkaufen. Was für ein abwechslungreiches Leben!

jzl, 08/17/09
Zum Blog von Herrn Butz: http://revs-world.myblog.de/
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